Dienstag, 12. Mai 2009

Die Auswirkungen elektronischer Medien

Zusammenfassung aus:
Wolfgang Schmale/Martin Gasteiner/Jakob Krameritsch/Marion Romberg, E-Learning Geschichte. Wien/Köln/Weimar 2007

Kapitel 1.3. Die Auswirkungen elektronischer Medien: Das WWW und die Geschichtswissenschaft

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Veränderung der Wissenschaft – im speziellen der Geschichtswissenschaft durch das Aufkommen der elektronischen Medien und dem WWW. Anfänglich werden die Bereiche und Anwendungsgebiete der Geschichtswissenschaft in den elektronischen Medien aufgezählt. Interessant dabei ist, dass laut Michael Nentwich die Geschichtswissenschaft zu den eifrigsten Produzenten im Web gehört *1
Der Prozess der Einbindung der Geschichtswissenschaft in die Elektronischen Medien ist überaus komplex und modifiziert neben den Kommunikationsmedien vor allem auch ihren systemischen Zusammenhang. Doch auch das Web wird durch diese Einbindung verändert – es entstehen dabei neue Formen des wissenschaftlichen Arbeitens und vor allem auch des Wissenschaftlichen Schreibens. Die neue Form des wissenschaftlichen Schreibens hat einen Namen: „medienadäquat“. Sie sollte kurz und bündig, präzise sowie für Anmerkungen und weitere Vernetzungen offen sein. *2
Die wissenschaftliche Erkenntnisproduktion wird durch diese neue Art des Schreibens maßgeblich verändert – die Diskussion wird beschleunigt und interdisziplinärer Austausch passiert wesentlich schneller und breiter als je zuvor. Diese Veränderungen in der Geschichtswissenschaft werden als Systemtransformation bezeichnet. Im folgenden Teil wird diese Transformation in fünf Teile untergliedert:
1. Zuerst wird die Beschleunigung und Verflüssigung der Kommunikation herausgearbeitet. Informationen sind schneller zu finden und zudem ergebnisreicher – auch die Verarbeitung dieser Informationen sowie die Einspeisung wird beschleunigt. Trotz dieser Vorteile wird das Potential der elektronischen Medien in der Geschichtswissenschaft nur ansatzweise genutzt.
2. Der Begriff Forschung wird durch die Elektronischen Medien verändert. Obgleich das Publikum, welches Informationen sucht, nahezu gleich bleibt, zeigt das Netz eine eher nationale Nutzungsgewohnheit. Auch hier wird das Potential, das das Netz bieten würde nur ansatzweise genutzt. Grund dafür ist unter anderem die Angst vor missbräuchlicher Verwendung der Forschungsergebnisse.
3. Von großer Bedeutung ist der multimediale Charakter des Mediums „Netz“. Hierbei werden 3 Bereiche genannt: multimediale Darstellungsweise, Nutzung multimedialer Quellen sowie die Inter- oder Multidisziplinarität. Die letzten 25 Jahre brachten den Schritt weg von den Text- oder schriftlichen Quellen, hin zu neuen Forschungsgebieten wie der „historischen Bildwissenschaft“, den Analysen von Fotografien sowie der Nutzung und Betrachtung von Film- und Tonmaterial.
4. Der Druck auf vermehrte inter- und multidisziplinäre Forschung wird erhöht. Im Netz ist Inter- und Multidisziplinarität Pflicht. *3 Wissen aus verschiedenen Teilen der Wissenschaft verschmilzt und bringt neue umfangreichere und gesamtheitlichere Ergebnisse.
5. Die Beziehung zwischen Individuum, Kollektiv und wissenschaftlichem Wissen verändert sich. Die Dominante Stellung von Einzelpersönlichkeiten wird durch die Wichtigkeit des Kollektivs abgelöst (oder zumindest abgeschwächt).

Das Phänomen Internet und des Web wird als Medienrevolution dargestellt, und somit auf eine Stufe mit dem althistorischen Übergang zur Schriftlichkeit oder dem Übergang zum Buchdruck im 15./16. Jahrhundert gesetzt. Sowohl der Buchdruck als auch das Internet/Web wurden durch historische „Momente“ beschleunigt. Der große „Moment“ der Beschleunigung im Falle des Internet ist jedoch umstritten. Die Vorteile des Netzes liegen in seinen vielen Verknüpfungsmöglichkeiten sowie in seiner Globalen Multidisziplinarität, die über ihren Verwirklichungsraum hinaus zivilisationsbildend wirken. *4
Der Wandel, den das Netz/Web mit sich bringt löst stabile Gebundenheiten auf – sie werden relativiert. Die Zukunft des Web wird in einem neuen Beziehungssystem beschrieben, das aus den Komponenten Netzwerkzivilisation, Konzeptualisierung oder Geschichtswissenschaft als Wissenschaft geschichtlicher Kohärenzen im Netzwerk und ihrer Zeitschichten, Web als Netzwerkmedium und dem hypertextuellen, fluiden, volatilen Individuum besteht.*5 Multidisziplinarität sowie Multimedialität gelten hierbei als Schlagworte.




*1 Wolfgang Schmale/Martin Gasteiner/Jakob Krameritsch/Marion Romberg, E-Learning Geschichte. Wien/Köln/Weimar 2007 Kapitel 1.3., S. 18
*2 Wolfgang Schmale/Martin Gasteiner/Jakob Krameritsch/Marion Romberg, E-Learning Geschichte. Wien/Köln/Weimar 2007 Kapitel 1.3., S. 19
*3 Wolfgang Schmale/Martin Gasteiner/Jakob Krameritsch/Marion Romberg, E-Learning Geschichte. Wien/Köln/Weimar 2007 Kapitel 1.3., S. 23
*4 Wolfgang Schmale/Martin Gasteiner/Jakob Krameritsch/Marion Romberg, E-Learning Geschichte. Wien/Köln/Weimar 2007 Kapitel 1.3., S. 25
*5 Wolfgang Schmale/Martin Gasteiner/Jakob Krameritsch/Marion Romberg, E-Learning Geschichte. Wien/Köln/Weimar 2007 Kapitel 1.3., S. 27

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